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Süßer die Glocken nie klingen

Heiligabend im Casa K.

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Ich war spät im Bett gestern. Ich habe die Gunst der Stunde genutzt und war aus. Und wahrscheinlich war das letzte Bier schlecht. Ich hatte kindfrei. Was soll ich sagen? Aber heute ist Heiligabend und ich schwang mich fröhlich aus dem Bett. Nach einem kurzen Frühstück legte ich los. Bis zum Eintreffen meiner Gäste, war noch einiges zu tun. Und so schmiss ich die Weihnachtsmucke an, räumte auf, schob den Hasen in den Ofen, bereitete die festlich gedeckte Kaffeetafel vor. Zu guter Letzt richtete ich mich her. Oh ja, nach fünf oder sechs Bier war das dringend nötig.

Kaffee und Kuchen

Pünktlich klingelte es. Es war kurz nach zwei. Und dann waren sie da: Mein Kind, mein Ex und unsere Ziehoma. Ja, wir feiern Weihnachten zusammen. Das war schon immer so. Es beschäftigten uns zwei zentrale Fragen. Warum um alles in der Welt ist die Erdbeertorte nicht aufgetaut? Ich hatte sie immerhin vor knapp vier Stunden aus dem Tiefkühler genommen. Und gehen wir nun in die Kirche oder nicht. Noah sagte sofort nein, unsere Ziehoma und ich fanden es auch sehr gemütlich gerade. Es war unvorstellbar für uns, uns in den Mantel zu zwängen und rauszugehen. Aber mein Ex wollte so gern. Also zogen wir uns an und fuhren los.

In der Kirche

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Hätten wir es nicht besser gewusst, hätten wir gedacht, es gibt etwas umsonst. Die Schlange vor der Kirche war so unfassbar lang. Ich verstehe es bis heute nicht. Das ganze Jahr geht niemand in die Kirche. Aber Heiligabend muss es sein. Ich meine, ich nehme mich da ja nicht aus. Nun gut, wir ergatterten noch einen der letzten Sitzplätze, ganz hinten. Das Gute, immerhin hatten wir Sitzplätze. Das Schlechte, sie brachten uns nichts. Wir starrten auf Säulen. Und als ob das noch nicht gereicht hätte, stellten sich uns all diejenigen in den Blick, die auf den letzten Drücker kamen.

 

Es war eine beeindruckende, berührende Stunde in der Kirche. Schon beim ersten Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ hatte ich Tränen in den Augen. Die Kinder führten ein tolles Krippenspiel auf, das immer wieder mit den allseits bekannten Weihnachtsliedern unterbrochen wurde. Beim Duett zwei junger Frauen, sie sangen „Halleluja“, brachen bei mir alle Dämme. 

Wir haben den Weihnachtsmann verpasst

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Zuhause angekommen rannte ich schnell in die Wohnung, um die Geschenke unter den Baum zu legen. Wir haben niemanden, der den Weihnachtsmann spielt. Wir finden das schlichtweg blöd. Stattdessen verpassen wir den Weihnachtsmann immer ganz knapp. Aber die Hauptsache war ja, dass die Geschenke nun da waren. Was für eine Erleichterung. Zu Helene Fischer und im Glanz der Lichterketten packten wir unsere Geschenke aus. Es waren nicht viele, aber darauf kommt es in unseren Augen auch nicht an. Es geht um das Zusammensein und dem anderen mit einer Kleinigkeit eine Freude zu machen. Für mich und meinen Ex stand das in diesem Jahr unter keinem guten Stern. Und ich entschuldige mich an dieser Stelle noch einmal offiziell für meine Reaktion. Er schenkte mit gerahmte Initialen von meinem Sohn und mir, dazu ein Bild mit „C’est la fucking vie“. Ich habe es einfach nicht verstanden.

Kinderaugen die glänzten

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Der größte Wunsch unseres Kleinen war eine elektronische Zahnbürste von Cars. Seit bestimmt einem Jahr lag er mir damit in den Ohren. Sogar dem Weihnachtsmann hat er diesen Wunsch aufgemalt und darauf bestanden, es dem Weihnachtsmann zu schicken. Und er hatte seinen Wunsch erhört. Der Kleine hat sich dermaßen gefreut, das war unglaublich. Dazu gab es noch zwei Bücher, ein Rätselheft und Quiz für logisches Denken. Mehr nicht. Es war ausreichend.

Knödel, Rotkohl und der Hase

Es ging ans Abendessen. Geplant war Hase mit Knödeln und Rotkohl. Es war herrlich – A. isst keinen Hasen, der Kleine spuckte den Rotkohl wieder aus. Willkommen im Casa K.! Zum Nachtisch gabs Naturjoghurt mit Birnengrütze – selbstgemacht von meinem Ex. Unser Kleiner hing schon dermaßen in den Seilen. Jackpot! Das Kind würde spätestens um halb acht schlafen.

Emotionen kommen einfach

Tat er nicht. Er wollte mal wieder bei Papa bleiben. A. war lange im Kinderzimmer und kam sichtlich mitgenommen wieder raus. „Er hat sich in meinen Pullover gekuschelt und schläft nun.“ Auch mich nahm das wieder mit. Gepaart mit dem Glas Wein und der durch Weihnachten ohnehin aufgeheizten emotionalen Stimmung, ließ mein Ausbruch nicht lange auf sich warten. Und so teilte ich wieder aus und aus und aus. Besser ging es mir danach nicht.

Neuer Versuch 2019?

Im Vergleich zum letzten Weihnachten kurz nach der Trennung lief es in diesem Jahr schon wesentlich besser. Es war weder krampfig noch schwiegen wir uns an. Ich war richtig stolz, dass wir so weit gekommen waren. Aber ich merkte auch, drüber hinweg bin ich noch nicht. Ich bin immer noch sehr wütend. Ich kann mir in diesen Momenten dann einfach nur Luft machen. Und sicherlich kam das bei meinem Ex wieder nur als ein Bündel an Vorwürfen an. Und das tut mir ehrlich leid. Aber hey – ich bin so. Ich kann nicht anders. Wir starten 2019 einen neuen Versuch.

 

Hinweis: Alle in diesem Beitrag erwähnten Personen sind über den Inhalt informiert und haben ihre Zustimmung gegeben.

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