Ich bin jenny! Singlemama aus berlin

Ich bin Mutter, Freundin, Tochter, Angestellte und irgendwo auch noch Frau. Vor allem aber bin ich eine berufstätige Singlemama - Jeden Tag springe ich zwischen den verschiedenen Rollen hin und her. Und viel zu selten finde ich die Zeit, wirklich ich zu sein. Doch wer ist das eigentlich, dieses ich?

In erster Linie bin ich von allem zu viel - zu dick, zu laut, zu emanzipiert, zu aktiv, zu schnell, zu direkt. Ich bin eine Frau mit Ecken und Kanten, die polarisiert. Und das muss ich auch sein, denn sonst funktioniert mein Alltag nicht. Neben meiner taffen Persönlichkeit habe ich aber auch eine ganz weiche Seite. Die zu zeigen, kann ich mir allerdings nicht oft leisten. Zu tief sind die Wunden der Vergangenheit, zu groß die Angst verletzt zu werden. Wer mich jedoch kennen lernt und mein Vertrauen gewinnt, wird mich nicht mehr los.

Ich bin eine berufstätige alleinerziehende Mama mit einer nicht ganz normalen Familienkonstellation. Doch was ist heute schon normal? Neben meiner Mama und Oma, die knapp zwei Stunden entfernt leben, habe ich in Berlin meine ganz eigene Familie gegründet. Dazu gehören mein Sohn, mein Kater, unsere Ziehoma und irgendwie auch der Papa. Warum das so ungewöhnlich ist? Weil sich Papa nach unserer Trennung Ende 2017 geoutet hat. Und weil sich unser Sohn nicht getrennt hat, versuchen wir den Alltag als Eltern so normal wie möglich zu gestalten - kein Streit vor dem Kind, wir ziehen an einem Strang. Der Kleine ist bei uns beiden zu Hause, auch wenn die Hauptlast der Erziehung auf meinen Schultern liegt.

Ich bin keine Übermutter, so viel ist klar. Ich merke auf dem Spielplatz oft erst nach allen anderen, dass der Kleine Dreck isst. Ich kreise auch nicht ständig um meinen Sohn wie ein Helikopter. Selbstständigkeit ist Programm. Und doch hätte ich gern öfter richtig Zeit für ihn. Aufgrund der langen Fahrtwege in Berlin ist der Kleine oft der letzte im Kindergarten. Oft bleiben mir da nur knapp zwei Stunden mit ihm bis er ins Bett geht. Und auch wenn das schlechte Gewissen täglich mitfährt, so gibt es klare Regeln, Prinzipien und Kontinuität. Vor allem aber ganz viel Liebe.

Für viele Menschen ist der Job ein notwendiges Übel. Für mich nicht. Ich gehe gern arbeiten und finde im Job, in der sogenannten Erwachsenenwelt, meine Bestätigung. Ich bin Vollblut-Marketer und agiler Projektmanager, doch im Laufe der Jahre frage ich mich immer öfter, ob es das jetzt gewesen sein soll. Ich ertappe mich oft dabei, mich nach einem Job zu sehnen, der wirklich Sinn stiftet. Sich als Mutter im Beruf zu behaupten, ist heute schon eine Kunst für sich. Wird man doch immer mit den kinderlosen Kollegen verglichen. Und so bin ich nun auf der Suche nach dem kleinen bisschen mehr.