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Ich bin angekommen

Wie sich mein Leben heute verändert hat

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Als ich mit meiner Freundin zu Silvester am Berliner Hauptbahnhof in das neue Jahr startete, war unser größter Wunsch für dieses Jahr innere Zufriedenheit. Zu diesem Zeitpunkt erschien mir mein Leben so dermaßen trost- und hoffnungslos. Wäre mein Sohn nicht gewesen, wäre ich morgens wahrscheinlich nicht einmal mehr aufgestanden. Und doch hörte ich ständig meine innere Stimme, die in einer endlosen Schleife zu mir sprach. „Es wird sich nur etwas ändern, wenn du selbst etwas dafür tust.“ Doch ehrlich gesagt hatte ich die Schnauze gestrichen voll. Die Trennung, die Jobverluste, ständig alles alleine wuppen. Der Akku war leer. Doch ich wäre nicht ich, hätte ich mich nicht selbst in den Arsch getreten.

Ich stellte mir diese eine Frage

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Ich las gerade das Buch „Das Café am Rande der Welt“. Dort ging es um die Frage, warum bist du hier? Und gemeint war damit nicht ein bestimmter Ort auf der Welt, sondern der Grund unserer Existenz. Diese Frage ließ mich nicht mehr los. Warum bin ich eigentlich hier? In meinem Fall kam diese Frage genau zum richtigen Moment, wie ich heute weiß. Und ich begann aktiv darüber nachzudenken, was anfangs wirklich anstrengend war. Denn ich als eigenständige Person mit Wünschen, Zielen und Bedürfnissen existierte nach sieben Jahren Beziehung nicht mehr. Alle Antworten darauf waren anfangs immer irgendwie mit finanzieller Sicherheit verknüpft. Doch mit der Zeit vollzog sich ein Perspektivwechsel. Das erste mal nahm ich für mich selber wahr, dass die Trennung auch eine positive Seite hatte. Denn sie hat mich befreit. Von nun an, musste ich mich nur noch um mich selbst und meinen Sohn kümmern, aller Ballast war weg. Und nun war auch wieder Platz für mich selbst.

Ich musste Hindernisse überwinden

Und ich wünschte mir nichts sehnlicher als diese Reise. Nach unserer Trennung in Thailand wollte ich dieses Land noch einmal in schön erleben, mit meinem Sohn, nur wir beide. Und immer wieder malte ich mir aus, wie wir in Shorts und Flip Flops den Strand hoch und runter schluppen. Und den ersten Schritt hatte ich ja bereits getan. Die Flüge nach Bangkok waren gebucht. Doch meine drohende Arbeitslosigkeit gefährdete meine Reisepläne erheblich. Aufgrund meiner unsicheren finanziellen Lage überlegte ich mehrmals, die Flüge zu stornieren. Egal wie ich es rechnete, ich könnte die Reise mit meinen Ersparnissen und dem kommenden Arbeitslosengeld nicht wuppen. Doch meine Familie und Freunde ließen diesen Gedanken gar nicht zu. Ich würde diese Reise machen, und wenn sie mir das Geld leihen würden. Und ich bin geflogen.

Aber ich habe stets an mich geglaubt

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Doch ich habe mir diese Reise aus eigener Kraft finanziert. Ich hörte auf meine innere Stimme und packte es an. Ich sortierte meine Zeugnisse, überarbeitete meinen Lebenslauf und suchte aktiv nach passenden Positionen für mich. In der ersten Januarwoche führte ich die ersten Gespräche. Nach zwei Wochen unterschrieb ich meinen Arbeitsvertrag und trat am 1. Februar 2019 meine neue Stelle an. Auch wenn ich letztlich großes Glück hatte, oder einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, so habe ich es meiner Hands-on Mentalität zu verdanken, dass ich so schnell wieder im Job war. Damit war die Kuh vom Eis. Da ich meinen Urlaub bereits vor der Vertragsunterschrift mit verhandelt hatte, stand meiner Reise nach Thailand nichts im Weg. Auch finanziell musste ich mir nun keine Sorgen mehr machen.

Ich habe mich verändert

Ich bin froh, dass ich auf meine Freunde gehört und die Flüge nicht storniert habe. Dass ich Vertrauen zu mir selbst hatte, dass alles gut werden wird. Denn sonst wäre mir diese wahnsinnige Reise entgangen und ich wäre längst nicht an dem Punkt, wo ich heute bin. Doch was genau hat mich so verändert?

Mir mit dieser Reise einen Traum aus eigener Kraft erfüllt zu haben, gibt mir das Gefühl, alles schaffen zu können, wenn ich nur fokussiert darauf hinarbeite. Seitdem lebe ich bewusster, denn mein Leben ist zu kurz für irgendwann. Es gibt kein hätte, würde, sollte oder könnte. Was für mich zählt, ist das hier und jetzt. Letztlich ist es mein Leben und meine Geschichte. Und der einzige, um den ich mich sorgen muss, ist mein Sohn. Und das mache ich, denn auch das Verständnis meiner Mutterrolle ist heute ein anderes.

Ein neues Gefühl

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Das Leben mit Kind kam mir immer anstrengend vor. Das Gehetze zwischen Büro und Kindergarten, der Haushalt und die Tatsache auch noch Freundin und Frau zu sein. Und meistens beschlich mich das Gefühl, dass das stetige Gefühl ausgelaugt zu sein, an der Tatsache lag, dass ich Mutter war. Und zu diesem Zeitpunkt lebte der Papa noch bei uns. Ich war also nicht mal alleinerziehend, obwohl es sich oftmals so anfühlte. Aus diesem Grund machte mir der Gedanke an unseren Urlaub auch etwas Angst – drei Wochen, 24/7 mit meinem Sohn allein, ohne Backup. Niemand der mich unterstützt, niemand der mir den Kleinen mal abnimmt, kein Moment für mich allein. Doch das genaue Gegenteil trat ein. Es waren unglaubliche, wirklich entspannte drei Wochen. Heute weiß ich, dass nicht mein Sohn der Grund für die täglichen Anstrengungen war, sondern mein Ex. Und so kommt mir mein Leben als Singlemama heute auch nicht als belastend vor. Im Gegenteil, das erste mal in meinem Leben empfinde ich es als echte Bereicherung. Doch um ehrlich zu sein, bin ich auch nicht „richtig alleinerziehend“. Der Papa kümmert sich heute bestens um unseren kleinen Mann. Das verschafft mir wiederum Freiräume, die ich heute auch aktiv nutzen kann. Dazu in einem anderen Beitrag aber mehr.

Also, wo bin ich angekommen?

In meinem neuen Leben. Punkt. Ich bin einfach glücklich und zufrieden, so wie es ist. Ich habe einen gut bezahlten Job, der mich nachts ruhig schlafen lässt. Ich habe mich aus der sozialen Isolation befreit und wieder engere Freundschaften aufgebaut. Doch vor allem hab ich meine Sicht auf mich und das Leben verändert. Sich zu trennen und dann alleinerziehend zu sein, ist nicht das Ende der Welt. Vielmehr birgt es die Chance, noch einmal ganz von vorn anzufangen und auf neuem Kurs, durch das Leben zu segeln.

 

Nun habe ich auch Hamburg erreicht. Ich freue mich auf ein paar ruhige Tage in der schönsten Stadt der Welt. Nichts für ungut, liebes Berlin.

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Kommentare: 2
  • #1

    Katharina (Samstag, 13 April 2019 21:23)

  • #2

    Claudie (Mittwoch, 17 April 2019 08:28)

    So schön, dass du zu dir selbst gefunden hast! Du hast das so schön beschrieben und sogar mein Lebensmotto kommt drin vor. ❤ Ich drück dich, mach weiter so!