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Mami sucht nen neuen Job

Über die harte Realität bei der Jobsuche einer Singlemama

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Beruflich gesehen liefen die letzten anderthalb Jahre nicht so prall. Schweren Herzens entschied ich mich meinen langjährigen Job bei einem Software Unternehmen zu kündigen. Nach fast sechs Jahren brauchte ich eine Veränderung. Heute bin ich mir nicht so sicher, ob das die richtige Entscheidung war.

Rückblick

In den letzten 18 Monaten hatte ich drei Jobs. Zuerst an einer privaten Hochschule in Berlin Mitte. Von den dermaßen schlechten Kununu-Bewertungen ließ ich mich nicht abschrecken. Dafür fand den Job, oder zumindest die Beschreibung, zu geil. Leider traf nichts von dem ein, was mir im Rahmen der Gespräche versprochen wurde. Vielmehr wurde ich sechs Monate wie eine Schachfigur hin und her geschoben, machte Überstunden ohne Ende und fühlte mich nach nur fünf Monaten total verbrannt. Nein danke – next please!

 

Glücklicherweise suchte ein Bekannter meiner Freundin Verstärkung. Und so fing ich nahtlos bei ihm an. Nach der Trennung und dem beruflicher Desaster davor war ich froh, ohne Verzögerung eine neue Aufgabe gefunden zu haben. Es war ein Start-Up, wir waren zu zweit. Die Tätigkeit bot mir als Alleinerziehende eine Flexibilität, von der ich woanders nur hätte träumen können. Und dann, zwei Wochen vor Ablauf der Probezeit – Kündigung. Er kann mich nicht mehr bezahlen. 

Loslegen_Jenny_Singlemama_alleinerziehend_Blog

Doch auch an dieser Stelle ließ ich mich nicht unterkriegen, dachte an eine verdiente Auszeit nach den hektischen letzten Monaten. Doch der Rubel musste rollen. Schließlich war ich alleinerziehend. Ich nahm das Angebot meines Exfreundes an und ließ mich von ihm in einem HR Netzwerk platzieren. Mein XING-Account explodierte. Nur wenige Tage nach der Kündigung hatte ich schon die ersten Gespräche, vier Wochen später einen unterschriebenen Arbeitsvertrag mit Top-Konditionen. 

Ein Ende mit Schrecken

Kuendigung_Jenny_Singlemama_alleinerziehend_Blog

Bedauerlicherweise war sich dieses Unternehmen nicht sicher, in welche Richtung es segeln möchte und änderte vier Monate nach meiner Einstellung den Kurs. Und da war sie wieder, die Kündigung innerhalb der Probezeit. Nun brach für mich eine Welt zusammen. Ich hatte mich dermaßen gut in das Team integriert und mich dort wirklich gut eingelebt. Noch zwei Wochen vorher hat mir mein Chef versichert, dass ich mir um meinen Job keine Sorgen machen muss. Und dann das? Ich hätte nicht die Kompetenzen, die sie künftig brauchen? Herzlichen Dank! Nicht nur, dass der Geburtstag meines Sohnes unmittelbar bevor stand, nein. Es folgte ja auch noch Weihnachten. Noch heute bin ich fassungslos über die Art und Weise so mit Menschen umzugehen. Letztens habe ich gesehen, dass die Marketingstelle dort bereits neu ausgeschrieben wurde. Viel Erfolg wünsche ich!

Zeit, aber nichts zu tun

Und da saß ich dann – arbeitslos und ohne Plan, wie es weitergehen soll. Vor allem hatte ich nun viel Zeit, aber nichts zu tun. Wieder ließ ich mein Netzwerk spielen, diesmal leider ohne Erfolg. Vor Weihnachten ist auch wirklich eine beschissene Zeit! Und während ich so in meinem Mitleid versank, telefonierte ich mit einer lieben Freundin und erzählte ihr von meiner Idee, meinen eigenen Blog zu starten. Sie war total begeistert und bestärkte mich. Immerhin würde mich mein alter Arbeitgeber aktuell noch bezahlen. Warum also nicht meinen Traum verwirklichen?

Und so wurde er geboren – mein Blog

Mein_Blog_Singlemama_alleinerziehend_Blog

Oh ja, das tat gut, das war genau mein Ding. Sachen aus dem Nichts heraus aufbauen. So schwer konnte das ja nun wirklich nicht sein. Und irgendwo hatte ich doch noch einen Jimdo-Account. Also los, hands on! Und nach drei Tagen war mein Blog „Single Mom at work“ online. Ich schrieb die ersten Artikel, band den Blog in meine sozialen Medien ein und ab ging es. In den nächsten Tagen und Wochen drehte sich erst einmal alles um meinen Blog. Ich entwickelte ein Storyboard, fotografierte wie eine Irre, bearbeitete die Bilder zu Hause und ließ meinen Blog Stück für Stück wachsen. Und die Resonanz darauf war sehr berührend für mich. Mich haben tolle Nachrichten von Freunden und Bekannten erreicht. Noch einmal herzlichen Dank dafür!

Doch Mama braucht nen Job

Stellensuche_Singlemama_alleinerziehend_Blog

Das Arbeitslosengeld wird nicht reichen, so viel ist klar. Und auch mit weiteren Sozialleistungen, dem Unterhalt und einem Nebenjob bleibt es eng. Also suche ich jetzt wieder aktiv nach einem neuen Job. Doch die harte Realität bei der Jobsuche als Singlemama frustriert mich. Ein Wahnsinn hier in Berlin. Die Rahmenbedingungen für mich als Singlemama sind nicht optimal. Wann wurde es eigentlich so schwierig, einen passenden Job zu finden?

Hürden

Berlin ist riesig. Dort wo ich wohne, gibt es nicht den Job den ich brauche. Also muss ich fahren, im Durchschnitt sind das 45 bis 60 Minuten, je nach Bezirk.

Kita – Öffnungszeiten. Meine Kita hat von 6:00 bis 17:30 geöffnet. Sollte für einen Acht Stundentag ausreichen. Nicht für mich. Je nach Fahrzeit und Anbindung bin ich zwischen 8:00 und 8:30 im Büro. Arbeite ich acht Stunden plus Pause plus Rückweg, hat meine Kita bereits zu.

Nur 34 Stunden. Aus der Kombination Bezirk in dem ich wohne, Bezirk in dem ich arbeite und Betreuungsumfang für mein Kind ergibt sich für mich von vornherein nur eine mögliche Wochenarbeitszeit von maximal 34 Stunden. Und das auch nur, weil mir der Papa und Ziehoma den Kleinen zweimal in der Woche aus der Kita abholen. Ohne soziales Netzwerk ist Vollzeit für mich logistisch gar nicht möglich. Aber wo sind denn nun die von den Firmen proklamierten flexiblen Arbeitszeitmodelle? Wie oft habe ich es erlebt, dass bei meinem Wunsch „nur“ 34 Stunden arbeiten zu wollen, deutlich die Nase gerümpft wurde.

Die eierlegende Wollmilchsau. Liebe Arbeitgeber, wen sucht Ihr eigentlich? Mittlerweile scheinen die gewünschten Anforderungen die tatsächlichen Aufgaben deutlich zu übertreffen. Da habe ich schon gar keinen Bock mehr, mich weiter mit der Firma zu beschäftigen.

Und habe ich dann mal eine Stelle gefunden, dann geht sie los die eigene Beweihräucherung. Höher, schneller, weiter – als gäbe es nur noch diesen einen Job auf Erden. Natürlich alles schön individuell auf das Unternehmen zugeschnitten, ist ja klar. Stundenlang feile ich daher an meinen Bewerbungen. Aber wozu?

Das Frustrationslevel steigt

Bisher waren meine Bemühungen erfolglos. Offensichtlich kann ich mich ja glücklich schätzen, überhaupt eine Absage zu erhalten. Viele Firmen melden sich ja nicht mal mehr zurück. Doch ich brauche einen Job. Also suche ich weiter. Aber ich frage mich, warum das hier bei uns in Berlin so schwierig ist. Und wieder wird deutlich, dass sich das Dasein als Mutter und der Wunsch beruflich erfolgreich zu sein, eben doch nicht miteinander verbinden lässt. Insbesondere dann nicht, wenn ich zeitlich nicht flexibel sein kann. Doch was ist die Alternative?

Liebe Arbeitgeber, ich als Singlemama kann mehr als ihr denkt!

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Ihr mögt nur sehen, dass ich wegen Krankheit meines Kindes ausfallen könnte. Dass ich nicht die vollen 40 Stunden im Büro bin, keine Überstunden machen kann. Ihr vergesst dabei aber, dass ich bereits einen Job habe, nämlich das Management eines kleinen Familienunternehmens. Was Effizienz und Organisation angeht, so bin ich wohl manch anderen um einiges voraus. Ich schaffe das Gleiche Pensum in weniger Zeit, weil ich es muss. Nehmt mich ernst. Gebt mir eine Chance! 

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Kommentare: 2
  • #1

    Busymamawio (Montag, 07 Januar 2019 10:48)

    Ein sehr interessanter Beitrag! Dennoch denke ich, dass das Problem nicht bei der Singlemama liegt, sondern schon bei Mama beginnt. Ich war Assistentin der GF. Bis zu dem Tag, an dem meine Tochter krank wurde, während eine Kollegin krank war. Ich habe mich nicht mal getraut, den gelben Schein zu holen und habe home Office gemacht. Als Dank wurde ich versetzt und durch zwei junge Mädels ersetzt.
    Alles Liebe bei der Suche!
    Viele Grüße
    Wioleta von www.busymama.de

  • #2

    Jenny K. (Montag, 07 Januar 2019 14:31)

    Liebe Wioleta,
    vielen Dank für Deinen Kommentar. Wahrscheinlich hast du Recht und es ist ein grundsätzliches, gesellschaftliches Problem. Ich wünsche mir mehr Verständnis und Toleranz.
    Lieben Gruß, Jenny