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Was ich dir noch sagen wollte

Was passiert, wenn zu früh etwas Neues beginnt

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Es war der 25. Dezember 2017. Die Trennung von meinem Ex war knapp sechs Wochen her und sein Auszug lag nur ein Dutzend Tage hinter mir. Es war mein erstes Weihnachten als Single seit sieben Jahren. Heiligabend hatten wir noch zusammen verbracht. Warum auch nicht – das Kind hat sich ja schließlich nicht getrennt. Doch nun war ich allein. Nach all den Anstrengungen der letzten Wochen kam ich nun langsam zur Ruhe. Und auf einmal war sie da – diese enorme Trauer. Ich versuchte meine Traurigkeit mit Prosecco verschwimmen zu lassen, was mir leider nicht gelang. Also schnappte ich mir mein Handy und schaute, was der Markt so zu bieten hatte. Auf einer Plattform für Online-Dating stieß ich auf sein Profil.

Hi, ich bin Jenny

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Nach einigen Gläsern Prosecco schrieb ich ihm kurzer Hand eine Nachricht. Was hatte ich schon zu verlieren? Nichts. Seine Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Ich war sehr positiv überrascht von der Art und Weise, wie er schrieb. Schnell wurde klar, dass wir viel gemeinsam hatten. Wir lieben das Reisen, haben berufliche Ziele und stehen fest mit beiden Beinen im Leben. Warum also nicht weiter machen? Ich war von Anfang an sehr ehrlich zu ihm. Ich schilderte ihm meine aktuelle Situation: alleinerziehende Mutter, eine Trennung, die nur wenige Wochen zurück lag. Er lebte in einer ganz ähnlichen Situation.  Und auch wenn er keine Kinder hatte, so hätte sein Beziehungsstatus nicht komplizierter sein können. Doch die Art, wie er schrieb, zog mich magisch an. 

Es freut mich, dich endlich kennen zu lernen

Meine Seele war nach der Trennung ziemlich ramponiert. Mein Selbstwertgefühl lag irgendwo vergraben im Keller. Und so war ich in Hinblick auf ein erstes Treffen hin und her gerissen. Was, wenn er mich nicht anziehend findet. Was, wenn ich ihn nicht anziehend finde. Noch ein Drama hätte meine Seele nicht verkraftet. Und so sagte mein Kopf nein, während mein Herz neugierig ja schrie. Knapp vier Wochen nach meiner ersten Nachricht gab ich mir einen Ruck. Es war der 16. Januar 2018 und ich fuhr gerade vom Tanztraining heim. Die Neugier auf ihn ließ mir keine Ruhe und so fragte ich spontan nach einem Treffen. Er sagte zu.

 

Ich erinnere mich noch ziemlich genau an den Moment, wo er auf einmal vor mir stand. Groß, Sympathisch. Echt. Ich war dermaßen nervös, dass ich nur irgendwelchen sinnlosen Inhalt von mir gab.  Nach zwei Stunden verabschiedeten wir uns. Wiederholung nicht ausgeschlossen. 

Darf ich vorstellen, mein Sohn

Nach unserem ersten Treffen schrieben wir jeden Tag, manchmal bis spät in die Nacht hinein. Und auch wenn ich ihn immer mehr in mein Herz schloss, die Zerrissenheit hörte nicht auf. Zu viele wenn und aber kreisten in meinem Kopf hin und her. Um mir über meine Gefühle ihm gegenüber klarer zu werden, musste ich sehen, wie er und mein Kind aufeinander reagieren. Würde der Kleine ihn nicht mögen, wäre das ohnehin das Ende. Also arrangierte ich einen Ausflug ins Technikmuseum. Und dieser Tag überwältigte mich in voller Härte. Mein Sohn schloss ihn sofort in sein Herz und auch wenn er anfangs sehr zurückhaltend war, so gab er sich alle Mühe meinem Sohn jede Frage zu beantworten, die ihm auf der Seele brannte. 

Es zündete nicht

Alles lief perfekt. Er zeigte mir stets seine Aufmerksamkeit, war verständnisvoll und lieb. Manchmal zu lieb vielleicht? Ich weiß es nicht. So richtig zünden wollte der Funke bei mir nicht. Heute weiß ich warum. Tief in meinem Herzen war ich nicht bereit. Unterbewusst habe ich immer gespürt, dass eine neue Beziehung so kurz nach Beendigung einer alten nur provisorisch eine Lücke schließt, die nicht geschlossen werden sollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, wer ich nach der Trennung überhaupt bin, was ich mir wünsche geschweige denn, was mich glücklich macht. Ich brauchte Zeit, das herauszufinden. Doch anstelle mir diese Zeit zu nehmen, ließ ich es weiter laufen. Ich lernte seine Freunde kennen, seine Familie und schließlich ließ auch ich ihn in meinen inneren Kreis. 

Ein Ende mit Schrecken

Wir hatten tolle Momente miteinander. Und wenn wir dem Alltag entflohen, fühlte es sich mit ihm an, als würde ich in einer anderer Welt leben. Aber meine Realität sah anders aus. Immer wieder merkte ich, dass mir das, was zwischen uns war, im Alltag die Luft zum Atmen nahm. Doch ich mochte die Vorstellung von uns beiden so sehr und wollte uns von ganzem Herzen eine Chance geben. Tatsächlich habe ich das nie wirklich getan. Irgendetwas war mir immer nicht recht. Und obwohl er so ziemlich alles für mich getan hat, brach ich im Sommer einfach aus. So richtig darüber gesprochen, haben wir nie. Ich kann nur erahnen, wie weh ich ihm getan haben muss. Um ehrlich zu sein, ich habe mich wie ein richtiges Miststück verhalten. Aber besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende? Oder trafen wir uns einfach nur zur falschen Zeit am richtigen Ort?

Was ich ihm noch sagen wollte

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Single Mom at work auf den Weg zu bringen, hat eine Reise zu mir selbst angestoßen. Es war so dringend nötig darüber nachzudenken, wer ich eigentlich bin. In meinem Kopf herrscht seitdem viel mehr Klarheit darüber, was ich möchte und was nicht. Heute weiß ich, das wir beide von Anfang an keine reale Chance hatten. Nicht seinetwegen, sondern wegen mir. Dass ich nicht ehrlich war, tut mir so wahnsinnig leid.

 

 

Der Versuch, ihn in meinem Leben zu behalten, hat nicht funktioniert. Doch vergessen hab ich ihn nie. Ich hätte ihm das alles gern noch einmal persönlich gesagt. Die Chance dazu habe ich bisher leider nicht bekommen. Karma?!

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