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Inne halten, durchatmen, weiter machen

Meine Strategie aus der Burnout Falle

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Aller Anfang ist schwer. Und es beginnt damit, die eigenen Grenzen anzuerkennen. Rückblickend fiel es mir am schwersten, das sich stetig drehende Hamsterrad anzuhalten. Mir einzugestehen, dass auch ich nur begrenzt belastbar bin, hat mich viele Gespräche gekostet. Um die eigenen Grenzen zu erkennen, musste ich sie tatsächlich erst einmal überschreiten. Glücklicherweise hatte ich tolle Menschen um mich herum, die mir aufgezeigt haben, dass es so nicht weiter gehen kann. Im Grunde waren sie es, die mir halfen, den Kreislauf zu durchbrechen, in dem ich gefangen war. 

Schlaf, Rückzug und Natur

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Was mir in den ersten Tagen tatsächlich geholfen hat, war Schlaf. „Schlaf dich gesund“ ist tatsächlich nicht nur eine Floskel. Mein Körper war schlaff, müde, kraftlos. Mit jedem Tag, wo ich meinem Körper bot, fühlte ich mich kraftloser. Also schlief ich noch mehr. Mit meinen Gedanken, die permanent in meinem Kopf kreisten, mochte ich mich an dieser Stelle noch gar nicht weiter beschäftigen. Ich zog mich weiter zurück – in mein Bett, auf meinen Balkon, in die Natur. Und ehrlich gesagt, genoss ich die Zeit ganz mit mir allein.

Ursachenforschung

Ursachenforschung

Mit der Ruhe kam langsam die Erholung. Es dauerte ganze zehn Tage, bis ich mich einigermaßen fit fühlte. Jetzt war ich bereit mich mit den Ursachen auseinanderzusetzen. Warum bin ich überhaupt in dieses Rad gerauscht? Mein erster Blogbeitrag darüber war ein erster wichtiger Schritt. Ich nahm mir Zeit, mir meinen Alltag genauer anzuschauen. Wie setzen sich meine Tage zusammen? Welchen Anteil hat der Job? Wie viel Zeit verbringe ich mit meinem Kind, meinen Freunden? Und wieviel Raum bleibt am Ende noch für mich übrig? Dazu erstellte ich mir eine Wochenübersicht. Mit verschiedenen Farben visualisierte ich die Lebensbereiche. Die Bilanz war vernichtend. Die Zeit, die ich ausschließlich für mich und meine Hobbies hatte, war verschwindend gering. Dass die Arbeit einen Großteil meines Tages einnahm, wunderte mich nicht. Erschreckender fand ich, dass kaum mehr Qualitätszeit mit meinem Sohn stattfand. Das musste ich ändern. Diese Erkenntnis bestärkte mich. Nicht umsonst heißt es, dass Einsicht der erste Schritt zur Besserung ist.

Grenzen ziehen

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 Zusätzlich schrieb ich mir alle Projekte und Themen auf, die mich beruflich in den nächsten acht Wochen beschäftigen würden. Drei DIN A4 Seiten kamen zusammen. Und auf einmal war ich total beruhigt, denn mir wurde klar, dass, egal wie viel ich arbeiten würde, ich das Pensum nicht schaffen kann. Keiner könnte das, ohne krank zu werden. Wieder im Büro platzierte ich die Masse an Themen direkt bei meinem Chef. Und zum ersten Mal war mir völlig egal, welche Konsequenzen das nach sich ziehen würde. Kein Mensch dieser Welt würde dem gerecht werden, ohne Fehler zu machen. Ich nahm meine eigenen Grenzen wahr, akzeptierte sie und vertrat diese auch gegenüber meinem Arbeitgeber. Was andere für selbstverständlich halten, war für mich mit sehr viel Mut verbunden. Denn Menschen wie ich zeigen keine Schwäche. Lächerlich! Denn mein Mut hat sich gelohnt – mein Pensum konnte ich maßgeblich reduzieren. In meinen Arbeitstag starte ich heute wieder mit einem Lächeln.

Quality Time

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Mit den Lockerungen im Rahmen der Pandemie kamen auch meine Freunde zurück in mein Leben. Ich lud wieder ein, traf mich im Biergarten und kann nun auch wieder mit dem Tanzen anfangen. Denn meine Dance-Crew fehlt mir wirklich sehr. Einen besonderen Stellenwert hat aber die qualitativ hochwertige Zeit mit meinem Sohn eingenommen. Viel zu kurz kamen die Momente, wo ich mich wirklich nur ihm widmete. Sei es bei unserem freitäglichen Abendritual mit Film und Pizza am Wechseltag oder Ausflügen in die nähere Umgebung, beispielsweise eine Radtour in das nah entfernte Henningsdorf. Es hat mir so viel Freude bereitet, zu sehen, wie viel Spaß meinem Sohn das Radfahren macht. Ich musste daran denken, wie wir vor einigen Jahren diese Tour schon einmal gemacht haben - damals noch mit seinem kleinen Puky Rad. Mir wurde klar, wie die Zeit rennt und wie wenig ich ihm diese in den letzten Monaten gewidmet hatte. Tage wie diese geben mir Kraft und eine besondere Form der Glückseligkeit.

Zeit

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Manchmal braucht es eben einfach Zeit. Und wenn mir eins in den letzten Wochen wieder schmerzlich bewusst geworden ist, dann dass ich keine Zeit habe. Ich muss sie mir nehmen! Und zwar für die wirklich wichtigen Dinge in meinem Leben: Für mich, denn nur eine happy mom ist eine gute Mom. Für meinen Sohn, denn der wird so schnell groß. Und für meine Freunde, denn ohne sie wäre meine Welt nur halb so schön. Klar muss ich arbeiten um zu leben, aber ich lebe nicht um zu arbeiten. Und mein Arbeitgeber ist nicht der Nabel der Welt.

 

 

Daher meine Bitte an Euch: Seid achtsam. Sorgt Euch um Euch selbst. Macht alles so gut ihr könnt. Setzt aber auch Grenzen und lasst euch nicht verarschen! An erster Stelle kommt ihr selbst! Und ein Aperölchen in Ehren kann keiner verwehren.

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Kommentare: 1
  • #1

    Silke Schomburg (Donnerstag, 14 Oktober 2021 09:13)

    Liebe Jenny, Du sprichst mir aus der Seele. Bei all dem die Zeit mit den Kindern, aber auch für sich selbst richtig zu nutzen, geht viel zu oft unter. Ein toller und mutiger Blog von einer starken Frau. Liebe Grüße von Deiner Kollegin Silke